Die Geschichte des BSV Krechting von 1749

Vor 25o Jahren, im Jahre 1749 also war Erich Johann Philip von Spitaell der Burgherr des Hauses Krechting. Von ihm sind bis heute noch 2 Plaketten an der Schützenkette erhalten geblieben und zwar mit der Aufschrift: "Erich Johann Philip von Spitaell, Herr zu Krechting und Stuffenborg, Anno 1749 ( bzw. 1756)"

Diese Plaketten sind der Nachweis für das 25ojährige Bestehen des Vereins.

Was mag alles in den 25o Jahren des Schützenvereins, der wahrscheinlich viel älter ist, geschehen sein.
Wie aus alten Berichten zu ersehen, waren die Bewohner des alten Krechting Untertanen des jeweiligen Burgherrn.Erst 1531 wurde Krechting von allen Lasten des Lehnrechtes befreit, und die Bewohner erhielten ihre persönliche Freiheit. Doch die Zeiten waren unsicher und wahrscheinlich haben sich die Bürger zu einer Schutz- bzw. Schützengilde zusammengeschlossen. Als der dreißigjährige Krieg im Jahre 1618 auch das Münsterland überrollte, wurden auch wehrfähige Schütten einberufen. Es ging wüst drunter und drüber in jenen Jahren. Noch heute kennen wir in Krechting den "Totert"(Tut-Ort ), ein Teil Krechtings, aus dem die Bewohner durch das Tuten des Turmwächters vor dem Feind gewarnt wurden, und die sich dann hinter der Zugbrücke auf die " Insel" retteten.Nach Beendigung des 3ojährigen Krieges im Jahre 1648 sah es in der Heimat wüst aus. Wieviel Häuser noch stehen geblieben waren, ist nicht zu erforschen. Im Jahre 1689 standen in Krechting 18 Häuser, im Jahre 1814 waren es bereits 51 Häuser. Die Einwohnerzahl in Krechting stieg von 373 im Jahre 1861 über 413 im Jahre 1937 bis auf 1900 im Jahre 1999.

Aus der Geschichte des Hauses Krechting

(1000 - 1999)

Vor rund 1000 Jahren gehörte der stattliche Haupthof Krechting als Abteihof zum Kloster Werden an der Ruhr. Wann und wie diese Güter, besonders die zahlreichen Höfe des späteren Kirchspiels Rhede zum Kloster gekommen sind, darüber gibt keine Urkunde Auskunft.

Gegen 116o wurde der Haupthof Krechting mit seinen Unterhöfen in ein Lehngut des Klosters umgewandelt. Als erster Lehninhaber wird zwar erst 136o Henrich von Crechtinck erwähnt aber bereits 1256 wird ein Betcelius Crechtinc als Zeuge in einer Rheder Urkunde genannt, und 1308 erscheint ein Mauritius Crechtinc ( 1338-135o) als Freischöffe in einer Freigerichtsverhandlung. In der Genealogischen Sammlung Spießen im Staatsarchiv Münster erscheint der Name sogar erstmalig mit einem Crachto von Crechtinck im Jahre 1210. Mit den Jahren war aus dem Haupthof eine feste Burg geworden, und aus den ehemaligen Hofschulzen waren adelige Ritter geworden. Sie nahmen von ihrem Sitz den Namen an und führten in ihrem Wappen 10 silberne Ringe in schwarzem Feld. Dieses Originalwappen derer von Crechtinck steht auch auf der Fahne von 1974.

In der nächsten Zeit wechselten vielfach die Besitzer von Haus Krechting und der dazugehörenden Freyheit Krechting. Der Droste von Bocholt, Gert van Berntfelde brachte im Jahre 1472 bei seiner Vermählung mit seiner 2. Frau, Agnes ten Menske , Witwe Alefs van Coevorden , die Güter Krechting und Kemenade mit in die Ehe. In dem Heiratskontrakte wird auch zum ersten Male die Kapelle des Hauses Krechting erwähnt. Die Antonius-Kapelle stand von 1472 bis zum Jahre 1850. Beim Errichten des Herrenhauses im Jahre 1851 ließ Johann Wessels zu Wesel ebenfalls eine Marien - Schloßkapelle errichten, die bis zum Jahre 1957 als Gotteshaus für Büngern, Krechting und Krommert diente. Im Jahre 1957 erbaute die Pfarrgemeinde die St. Pius-Pfarrkirche mit Hilfe einer großen Spendenaktion.

Laut Angaben vom Westfälischen Archiv gingen die Herren von Krechting 1473 mit ihrem ganzen Gefolge zu Karl dem Kühnen von Burgund, der sie mit in seine schweizerischen Kriege nahm, in denen sie alle umkamen. Karl der Kühne regierte von 1467 bis 1477.

Eine auffallende Nachricht stammt aus dem Jahre 1523. Karl, Herzog von Geldern und Jülich, Graf von Zütpen kaufte das Haus Krechting mit dem Flecken, mit Gräben, Mühlen und allem Zubehör und machte es zu seinem Lehngut. Aus dieser herzoglichen Urkunde erfahren wir also daß sich bei dem Hause Krechting eine Ansiedlung, ein Flecken gebildet hatte, deren Bewohner im Ringe der Gräften Schutz und Sicherheit suchten. Diese Bewohner waren auch im Kriegsdienste der Burgherren, und waren damals schon Schützen oder " Schütten". Im Jahre 1550 kamnen die Güter Krechting und Ailrodt in den Besitz der Familie van Münster.

Wie war die Situation in Krechting im Jahre 1749?

Der Ort Krechting hatte im Jahre 1749 exakt 283 Einwohner. Im Hause Krechting mit der Hovesath wohnten seinerzeit 19 Personen. 264 Bürger waren Einwohner der "Fryheit Krechting".

Die Familie van Münster war seit mehreren Generatioen hindurch Besitzerin von Krechting, bis etwa 1696 Johann Ferdinand von Spitael die Tochter Sondag Gotfrieds von Münster namens Margaretha Sibyklla von Münster heirate und dadurch Besitzer des Hauses Krechting wurde. 1661 hatte Kaiser Leopold dem Dr. jur. Heinrich Spitael den Adelsbrief verliehen. Er war der Vater von Johann Ferdinand, dessen Sohn Erich Johan Philip de Spitael als Herr zu Krechting und Stuffenborg im Jahre 1749 Hausherr in Krechting war. Er war 1700 geboren und somit 49 Jahre alt. Als Frau von Krechting wirkte Catharina, Wilhelma de Spitael, geborene von Folleville, sie war damals 35 Jahre alt.

Ihre Kinder waren: Johannes Adolphus( 14 ), Johan Philip Leopold ( 1o ), Ernestus Wilhelmus ( 9 ),Maria Wilhelma ( 8 ),und Maria Charlotta ( 7 ),

An Personal standen ihnen im Jahre 1749 zur Seite: Eine Kost-Jungfer, je ein Laqay, Kutscher, Jäger, Gärtner, Taffeldecker und ein Baumeister, sowie je eine Beschließerin, Küchinne, Kindermagdt, eine Mittelmagdt und eine Viehmagdt.

Von den Einwohnern der Freyheit Krechting waren seinerzeit von Beruf: 17 Weber, 10 Taglöhner, 3 Zimmerer, 3 Krämer bzw. Kaufhändler, 2 Schmiede, 2 Schneider, 2 Bauern, 2 Wollspinner, 1 Drechsler, 1 Öhlmüller, 1 Kornmüller, 1 Schafhirt, 1 Faßbinder, 2 Wirte ( Anna Maria Voß und Johan Ferdinandt Helmundt ) sogar ein Fuselbränder ( Henricus Wießing) wirkte in Krechting.

 

Wer aber war nun Erich Johann Philip von Spitaell?

In dem Buch über die Mühlen der Stadt Rhede steht im Abschnitt " Wassermühle Krechting" einiges über Erich Johann Philip von Spitaell Die Wassermühle an der Aa in Krechting wird 1485 zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnt, hat aber schon vorher bestanden.

Um 1696 fiel Krechting durch Heirat der die Familie derer von Spitaell. Sohn Erich Joan Philip von Spitaell war aber seinerzeit so hoch verschuldet, daß die Versteigerung des Gutes Krechting im Hochstift Münster und im Holländischen für den 18.Dezember 1769 angekündigt wurde. Zur Konkursmasse gehörten neben Haus Krechting u.a. auch die Kornmühle und die Öl-und Walkmühle sowie der Mühlenkamp. Die Söhne des Erich Johann Philip von Spitaell baten den preußischen König, Friedrich II( Friedrich den Großen ), beim Bischof von Münster vorzusprechen, um die Versteigerung und den damit drohenden Ruin der ganzen Familie abzuwenden. Doch der König, Friedrich II. zeigte sich unbarmherzig und lehnte das Gesuch ab.

Es erschienen aber so viele Gläubiger und die Schuldforderungen waren so groß, daß alle Forderungen unmöglich befriedigt werden konnten. Es mußte neben dem Gut Krechting auch noch das Gut Reyerding verkauft werden.

Der damalige Gutsbesitzer Dr. Josef von Raesfeld verkaufte im Jahre 1829 zuerst die Freiheitsweide und dann das Gut für 3791 Tlr. 20 Sgr. an den Kaufmann Johann Wessels zu Wesel Dieser ließ 185o das Herrenhaus (das uns bekannte Schloß) erbauen. Das Gut befand sich danach im Besitz der Erben Froning in Wesel.

Im Jahre 1956 wurde das Haus mit den Grundstücken an den Tierhändler Konrad Müller verkauft. Einige Jahre lang beherbergte Krechting auf dem Gelände dann einen Tierpark, der manchen exotischen Tieren vorübergehend Heimat war.

Im Jahre 1966 wurde dann das Haus ( das sogenannte "Schloß Krechting" ) abgerissen und ein Wohnhaus darauf gebaut. Von den Gräften ist nichts mehr zu sehen und von dem Gequake der Frösche in warmen Sommernächten ist nichts mehr zu hören. Die ganze " Herrlichkeit Krechting" ist dahin.

Wie aber ging es mit dem Schützenwesen in Krechting weiter?

Nach dem Dreißigjährigen Krieg förderte Bischof Christoph Bernhartd von Galen die Schützengesellschaften. Einmal im Jahr sollte in jeder Gemeinde ein Vogelschießen stattfinden. Dann wurde das Fürstbistum Münster zu einem absoluten Staat, mit einem festem Heer. Die Schützenvereine waren zu entbehren und wurden zu reinen Geselligkeitsvereinen. Aus einem Schreiben vom 11.12.1829 geht hervor, daß auch in Krechting kaum noch alle 3 Jahre ein Schützenfest stattfand. Das Schützensilber vom Bürger-Schützenverein Krechting wurde im Jahre 1811 zur Finanzierung für den Kauf der Krechtinger Schule verwandt.

Die schriftliche Chronik des Bürger-Schützenvereins Krechting beginnt am 7.Mai 1906, und allerhand Interessantes ist darin zu entdecken. Der Kassenbericht zeigt 1906 an Einnahmen 185,25 Mark und 149,90 Mark Ausgaben. Für Musik mußte z.B. 82,00 Mark bezahlt werden.

Aber bereits im Jahre 1904 wurde in der Tageszeitung über das Krechtinger Schützenfest berichtet. In einem weiteren Bericht heißt es 1908: " zu diesem Fest ist ein großes wasserdichtes Festzelt an der Chaussee Rhede-Krechting erbaut worden" Auf Seite 31 der Chronik lesen wir von der 1. amtlichen Eintragung des Bürger-Schützenverein am 20.Juni 1911 durch Amtmann Vrede.

Am Sonntag, den 2. Juli 1911 fand dann eine große Fahnenweihe statt, über die an anderer Stelle berichtet wird. Die neue Fahne zeigt übrigens das Wappen derer von Spitaell aus dem 18.Jahrhundert. Im Jahre 1912 hatte der Bürger-Schützenverein Krechting eine ganz besondere Werbung in der Tageszeitung: " Schöne Zugverbindung" und " angenehme Fußtour" waren die Stichworte, mit denen der Schützenverein zum Besuch seines Schützenfestes warb. Bei der letzten Generalversammlung vor dem 1. Weltkrieg wurde beschlossen, das Geld aus der Schützenkasse den Hilfsbedürftigen zur Verfügung zu stellen. Auf der ersten Generalversammlung nach dem Kriege am 15. Juni 1919 wurde festgelegt, wieder ein Schützenfest zu feiern.

Im Jahre 1924 wurde dann aus Anlaß des 175 jährigen Bestehens am 25. Und 26. Mai ein Jubelfest gefeiert. Am Abend des ersten Festtages zog dann ein großer Fackelzug durch die Gemeinde.

Im Jahre 1928 lesen wir in der Chronik über das Schützenfest in Krechting:

" Das diesjährige Schützenfest begann nach altem Brauch mit einem Festgottesdienst in der Kapelle zu Krechting, bei dem auch in ehrender Weise der Toten und Gefallenen des Vereins gedacht wurde. Verschönt wurde die kirchliche Feier durch den mehrstimmigen Gesang des St. Gudula-Kirchenchores von Rhede, dessen geschulte Stimmen die vierstimmige Ludgerimesse in feiner Weise zu Gehör brachte."

Man legte also auch bereits vor 71 Jahren großen Wert auf den Festgottesdienst. Die gute Zusammenarbeit zwischen Schützenverein und dem jeweiligen Pastor wurde und wird in Krechting besonders gepflegt. Mit Pater Johannes Nienhaus-Kempers und Pastor Hans Belting hat der Verein sogar 2 geistliche Ehrenmitglieder. So waren auch Pastor Norbert Weidemann und Burgkaplan Christoph Rensing aktive Schützenbrüder im Bürger- Schützenverein Krechting.

Es reihten sich dann Jahr für Jahr die Schützenfeste an, und in jedem Jahr war für Krechting das Schützenfest der Höhepunkt des Jahres. Als dann am 26.Juni 1939 Schütze Fritz Krasemann den Vogel mit dem 195. Schuß von der Vogelstange herunterholte, wußte noch niemand, daß er bis zum 18.juni 1948 die Königswürde behalten würde.

Im Bericht von der Generalversammlung am 1.Sept. 194o heißt es wörtlich: " Es wurde beschlossen, kein Fest zu feiern. Seit Kriegsbeginn am 1. 9. 1939 sind bis zur Stund 53 Mitglieder zu den Waffen gerufen worden. Ein Kriegsende ist noch nicht abzusehen".

Auf der ersten Generalversammlung nach dem Kriege am 17. Mai 1948 war man sich einig, 4 Wochen nach Pfingsten auf dem Gehöft Tebrügge ein Schützenfest zu feiern. Umzüge waren noch nicht erlaubt. Es durften keine Fahnen mitgeführt und keine Degen getragen werden. Auf den Schützenvogel wurde mit Armbrust und Holzbolzen geschossen. Schützenkönig wurde Bernhard Lammers, Königin Adelheid Nienhaus-Kempers und Ehrendamen Johanna Lammers und Maria Schülting. In der Chronik heißt es dann: " eine Abrechnung vom Schützenfest 1948 konnte nicht stattfinden, da 8 Tage nach dem Fest die Geldentwertung eintrat.

Aber schon traf man Vorbereitungen für das 2oo. Stiftungsfest. Am 2. 3. Und 4. Juli 1949 feierte man aber auch ein tolles Jubelfest. Erster Höhepunkt war der Festgottesdienst mit Pater Joh. Lacks in der Schloßkapelle. Am Nachmittag fand der große Festakt in den Krechtinger Bergen statt. Nach großen Reden von Präsident Heinrich Rensing und Bürgermeister Alex Krasemann sprachen dann Pfarrer Große Schanze, Amtsbürgermeister Mittelmann und Amtsdirektor Arping. Dann überbrachten die Vereinsführer der 9 geladenen Schützen-Vereine ihre Grußworte. Der große Umzug durch Krechting bot dann allen Bürgern und Gästen ein prachtvolles Bild. Am Montagmorgen wurde dann mit der Armbrust auf den Vogel geschossen. Neuer König wurde Bürgermeister Alex Krasemann, der sich Änne Knufmann zur Königin erwählte. Ehrendamen waren Maria Niestegge und Christine Rensing. Es wurde dann so richtig zünftig gefeiert bis in den frühen Morgen.

Es folgten dann die Schützenfeste Jahr auf Jahr, mal mit Regen, mal mit Sonnenschein, aber immer war und ist das Schützenfest ein besonderes Fest in Krechting. Im Jahre 1968 wurde vom Vorstand eine besondere Altersjubilarehrung eingeführt, die alljährlich beim Schützenfest auf dem Marktplatz stattfindet.

In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 21. 11. 1971 wurden eine neue Vereinssatzung und neue Schützenstatuten genehmigt und der Verein wurde in das Vereinsregister beim Amtsgericht Bocholt unter dem Namen: " Bürger-Schützenverein Krechting 1749 e.V." eingetragen. Im folgenden Jahre 1972 hatte man im Vorstand des Schützenvereins wieder mal eine gute Idee. Für die Offiziere mußten unbedingt neue Uniformen angeschafft werden. Um das notwendige Geld ohne Belastung der Vereinskasse aufzubringen, beschloß man, jährlich ein Wald-Biwak in eigener Regie aufzuziehen. Am Samstag, den 12. Und Sonntag, den 13. Aug. 1972 wurde toll gefeiert und das 1.Biwak war sehr erfolgreich.

Das 224. Stiftungsfest begann am 7.Juli 1973. Festwirt Heinrich Wichering hatte ein Riesen-Doppelzelt von 1344 qm aufbauen lassen. Bei herrlichem Sommerwetter wurde dann wirklich ein glanzvolles Schützenfest gefeiert. Nach einer wahren Mammutschlacht wurde Adolf Bischop neuer Schützenkönig. Mit Königin Adelheid Ketteler und Ehrendamen Maria Ketteler und Anneliese Bischop, sowie den Thronherren Josef Ketteler und Helmut Theißen stand der Königsthron für das Jubelfest 1974 fest. Als besonderes Ereignis ist vom Schützenfest 1973 noch zu vermelden, daß Oberleutnant Klaus Nienhaus während des Umzuges am Sonntag glücklicher Vater eines Sohnes und kleinen "Fahnenoffiziers" wurde. Ein Ereignis, das vom Vorstand feucht-fröhlich gefeiert wurde. Spontan schickte man, vom Umzug aus, ein Blumengebinde zur jungen Mutter mit den besten Grüßen. Mittlerweile ist dieser Sohn Michael tatsächlich ein strammer Oberleutnant im Bürger-Schützenverein geworden, während Vater Klaus als Oberst das höchste Regiment hat.